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Thema: Nietzsche - "Der Antischrist"
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Stadtphilosoph Nachtwesen Beiträge: 44 aus: the eternity of universe, where i will return and join again after i lived my individualism Registriert: Dez 2001
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erstellt am 24. Januar 2002 um 17:04 Uhr
Wer von euch hat es gelesen? ich bin gerade dabei und es ist wirklich verdammt interessant, was dieser mann für vorstellungen hatte.....obwohl er ziemlich radikal war, stimme ich in einigen seiner punkte überein... was haltet ihr von dem buch/der theorie? ------------------ "Schmerz, der nicht spricht, erstickt das volle Herz und macht es brechen." "He thinks too much... such men are dangerous." Beide Zitate von William Shakespeare (1564 - 1616)
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Noema Schattenwesen Beiträge: 9 aus: Zwischen den Welten Registriert: Jan 2002
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erstellt am 24. Januar 2002 um 22:37 Uhr
Hab schon ziemlich viel von Nietzsche gelesen, großartiger Mann: sehr deutlich, ehrlich zur Welt und stückweit auch zu sich selbst und ganz schön mutig für die damalige Zeit.Viel Spaß beim lesen und laß Dich ein bischen Anstecken. ich hatte beim lesen ganz irre und auch aufschlußreiche Gedanken, hat mich ein Stück reifer gemacht. Hab mir vor kurzen eine mega-alte Ausgabe seiner gesammelten Werke geschenkt.
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Julya Grauhexe Beiträge: 326 aus: Göttingen Registriert: Okt 2001
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erstellt am 27. Januar 2002 um 01:39 Uhr
ich bin auch grade dabei den antichristen zu lesen. und ich muß sagen, daß ich es sehr interessant finde, allerdings finde ich nietzsches einstellung zu seinen mitmenschen, zu seiner umwelt zu krass. er greift kant z.b. sehr an, den ich wiederum sehr mag. nietzsche und kant sind so verschieden, dennoch kann ich jeweils teile von ihren gedanken vereinen... ist schwierig zu beschreiben. ich hatte auch mehrere momente, wo ich über diesem buch saß und mir regelrecht ein licht aufgegangen ist und ich mir gesagt habe "so habe ich das noch gar nicht gesehen..."ich finde dieses buch auf jeden fall sehr lesenswert! Liebe grüße
Julya
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Shiri Verbranntes Kind Beiträge: 245 aus: 47495 Registriert: Jun 2001
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erstellt am 27. Januar 2002 um 20:49 Uhr
ich habe eine zeit lang sehr viel von nietzsche gelesen, doch wenn man sich seine biographie anschaut und bei der einlieferung in die geschlosene psychiatrie ankommt, muss man sich halt doch fragen, ob nietzsches sicht der welt unbedingt so gut ist oder vielleicht doch ihren teil zu seinem werdegang beigetragen hat. seine ansichten sind faszinierend, und im "antichrist" steht wohl auch einiges richtige, aber es ist nunmal so, dass nietzsches radikaler egoismus, egal wie lieblich er ihn beschreibt, echte nachteile hat..Grüsse Shiri
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Noema Schattenwesen Beiträge: 9 aus: Zwischen den Welten Registriert: Jan 2002
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erstellt am 27. Januar 2002 um 23:18 Uhr
Lieblich würde ich seine Art sich zu äußern nicht nennen.Den Eindruck von Julya, das er angriffslustig gegenüber seinen Mitmenschen ist, kann ich da eher teilen.Er hat in seinen Werken nie ein geheimnis d`raus gemacht, das er den unperfekten Menschen hast.Er wünschte sich den Übermenschen, der er selber auch nicht war.Die menschlichste seite an ihm waren, glaube ich, seine Fehler, über die wir ja heute noch debatieren. Ansonsten war er wohl ein sehr einsamerMensch mit wenig Zuspruch in der damaligen Zeit.Seine Frauenfeindlichkeit z.B. , ist oftmals nicht zu überhören, was nicht heißt, das er die Frau verachtet hat oder sich nicht nach ihr sehnte. Er hatte nur nie die bekommen die er wollte, und Menschen die er sehr verehrte, haben ihn oft entäuscht (z.B. Wagner oder seine eigene Schwester), ich denke das hat ihn so bitter gemacht.Ob es wahr oder falsch ist was er sagte, liegt im Sinne des Betrachters, wichtig ist das er immer Leute zum Nachdenken angeregt hat, denen ab und zu ein Licht aufging.Ich persönlich sehne mich wie Nietzsche nach dem Übermenschen, für den es kein gut oder böse, wahr oder falsch gibt. Hoffnung habe ich diesbezüglich allerdings wenig, da ich mittlerweile denke, der Mensch bleibt ein Mensch. philosophische Grüße Noema
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Julya Grauhexe Beiträge: 326 aus: Göttingen Registriert: Okt 2001
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erstellt am 28. Januar 2002 um 22:49 Uhr
hatte heute im zug zeit, weiterzulesen und mußte mußte mir das ein oder andere "oh" und kopfschütteln sehr unterdrücken. also, ich kann verstehen, daß dieser mensch in der klapse gelandet ist. seine anschuldigungen finde ich teilweise sehr daneben. ich meine, er hat recht, die institution kirche ist ein sauhaufen und viele christen absolut verlogen, aber muß man das auf seine weise kundtun? ich finde teilweise sogar, daß seine angriffe, auf wen auch immer (kirche, frauen, juden, kant...) rüberkommen, wie von einem beleidigten kind. er ist sehr anmaßend für einen menschen...
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Shiri Verbranntes Kind Beiträge: 245 aus: 47495 Registriert: Jun 2001
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erstellt am 29. Januar 2002 um 19:08 Uhr
interessant finde ich an nietzsches verhältnis zu frauen, dass er ua in also sprach zarathstra und menschliches allzumenschliches doch sehr radikal gegen sie äussert (wenn du zur frau gehst, vergiss die peitsche nicht" u ä ), doch gerade er in dem gremium das darüber zu entscheiden hatten,ob frauen an einer universität lehren dürften, einer der minderheit war, die DAFÜR waren..so ganz habe ich nicht verstanden wie er dies mit seinen ansichten verbinden konnte
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Noema Schattenwesen Beiträge: 9 aus: Zwischen den Welten Registriert: Jan 2002
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erstellt am 30. Januar 2002 um 00:52 Uhr
Hallo Shiri"Wenn Du zur Frau gehst, vergiss die Peitsche nicht" Auf den ersten Blick ziemlich krass, aber man sollte vielleicht nicht vergessen, das es zu diesem Spruch ein Bild gibt. Ich weiß im Moment nicht von wem gemalt, aber offensichtlich von Nitzsche inszeniert. Da steht die Frau hinter`m Mann mit der Peitsche in der Hand. Was kann er damit wohl gemeint haben? War er möglicherweise auch ein sehr ironischer Mensch? Vielleicht kannst Du seine zwiespältigkeit jetzt eher verstehen.Er selbst hat immer gesagt, es wird wenige geben die seine Sprache verstehen. Aber es ist ein Genuss es zu versuchen (geht mir jedenfalls so).Vielleicht, macht ihn ja das undurchdringliche und trotzdem intelligente zu so einem interessanten Menschen.Mich freut es sehr, zu hören, was er für eine Wirkung auf andere hat. Liebe Grüße Noema
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Shiri Verbranntes Kind Beiträge: 245 aus: 47495 Registriert: Jun 2001
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erstellt am 30. Januar 2002 um 20:06 Uhr
ich glaube nicht, dass nietzsche das wirklich ironisch gemeint hat.. zumindest wenn ich mir so 15 seiten in menchliches allzumenschliches dauzu durchlese. dann halte ich den spielraum für auslegungen von nietzsches aussagen über frauen für nicht mehr sehr groß..
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boatman Schattenwesen Beiträge: 4 aus: Berlin Registriert: Jan 2002
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erstellt am 31. Januar 2002 um 18:14 Uhr
Um den man mit dem irren Bart ein wenig in Schutz zu nehmen: Biografen schildern ihn u.a. als höchst mitleidenden Menschen. Im Krieg meldete er sich freiwillig an die Front - als Sanitäter, hielt es aber wohl nicht lange aus. Seltsam, da man gerade von ihm weiss, das er gegen Philosophen polemisierte, die nicht nach dem lebten, was sie lehrten, und seine Haß auf (sein) Mitleid war ja enorm...Ich sehe sein Streben zum "Freigeist", neben allen psychologischen, erkenntnistheoretischen und sonstwie philosophischen Gedanken, als Anweisung zur konsequentesten Lebensbejahung die ein Einsamer Mensch vollziehen kann, wenn er die Kraft und das Denkvermögen dazu hat. (obwohl er dem ja nicht so ohne weiteres zustimmen würde...) Davon ab werde ich nie müde (ein wenig besserwisserisch, ihr entschuldigt) dazu zu raten, Nietzsche chronologisch und in Verbindung mit biographischem zu lesen, da so alles viel mehr Sinn macht. [... ist es nicht fürchterlich, wenn Leute nur den "Zarathustra" lesen?] [Und seine Aphorismen eigenn sich übrigens wunderbar für den Ort des Nachdenkens, an den sich jeder merfach täglich zurückzieht.] nebenbei: jemand, hab vergessen wer, sagte mal sinngemäß, nietzsches schriften würden viel mehr sinn machen, wenn man überall statt "christentum" "meine Tanten" einsetzt, weil die es eigentlich waren, auf die er so sauer war. sie lasen: the boatman's senf ------------------ "And his eyes have all the seeming of a demon's that is dreaming." (E.A.P.)
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